Marille

Bei der Marille (Prunus armeniaca) ist ein gänzlich anderer Schnitt, als bei allen anderen Steinobstbäumen anzuwenden,
bzw. ein anderes System, welches die Fruchtbarkeit fördern und erhalten soll!
Da alle Marillensorten mehr oder weniger indivi­duell sehr starkwüchsig sind, ist es ein Gebot, sie innerhalb der ersten 3 Lebensjahre nur einmal - bei der Pflanzung - zu beschneiden, denn in den Folgejahren werden alle Heutriebe ausschließlich gebunden, d.h. wenn sie die entsprechende Länge erreicht haben, um ein Binden in Kreisform zu ermöglichen. Der Erfolg der Bindearbeit wird im kommenden Jahr (oder auch nicht) sicht­bar und wird dann wie auf dem nächsten Bild ersichtlich schnitttechnisch vorgegangen. Es ist unmaßgebend, ob der zu ziehende Marillenbaum als Hecke oder Solitärpflanze kultiviert wird. Durch die Schnittsystematik werden die zu starken Tragästen zu for­mierenden im Vorjahr gebundenen Äste entweder als Hecke, Spalier oder auch als freistehender Baum unsymmetrisch um den Stamm herum angeordnet um keine gleiche "Wertigkeit" von Ästen zu erhalten, denn nur ein Marillenbaum, welcher unsymmetrisch kultiviert wird, ist im Stande länger "jung zu bleiben" und Früchte zu versorgen, er kann länger auf den Verjüngungsschnitt "verzichten", Sie brauchen also nicht so oft zur Schere zu greifen, es entsteht für Sie weniger "Arbeit" und Sie haben weniger Probleme, den normalerweise nicht zu verhindernden Gummifluß zu bekämpfen! Sollten Sie bis dato aus dieser Lektüre noch nicht zu dem Schluß gekommen sein, daß es jederzeit möglich ist, den Harzfluß eines beliebigen Baumes zu stoppen, dann möchte ich dies nochmals in Erinnerung rufen - Flußstelle ausschneiden und mittels einer Gaskartusche abflammen und wenn nötig (große Schnittstelle) verschließen (Flamme ca. 20 Sek. an die Schnittstelle halten).
Bedenken Sie, Gummifluß zeigt Ihnen, daß Sie nicht in der Lage sind, Ihre Pflanzen richtig zu pflegen, es stellt eigentlich ein schlechtes Zeugnis dar! Man möge mir wegen dieser groben Zeilen nicht böse sein, aber, Sie wollen bitte zur Kenntnis nehmen, daß sich ja Ihre oft durch Unwissenheit verstümmelte Pflanze nicht wehren kann, sie ist auf Ihre Gnade oder Wissen angewiesen!!
Sollten die empfohlenen Maßnahmen Erfolg zeigen, Ihr Jungbaum steht in Blüte, dann ist alles in bester Ordnung, obwohl dies noch gar nichts besagt, denn Sie haben keine Garantie, daß die Blüten nicht abfrieren, daß sie überhaupt befruchtet sind und und und ....

Was ist aber, wenn der Baum nach der empfohlenen Arbeit im Jahr darauf nicht blüht, wenn er nur sehr stark durchtreibt und nur ins Holz geht. Es gibt sehr viele Ursachen, welche dies zur Folge haben können und möchte ich Sie durch verschiedene Tipps vor einigen „Trieben“  bewahren.
Geben Sie zu Steinobstbäumen NIEMALS Stickstoffdünger, achten Sie darauf, wenn Sie die Pflanzerde mit wenig Torf versetzen, daß genügend Basen (Düngekalk, Magnesiumkarbonat) vorhanden sind, bedenken Sie aber, daß ein Zuviel mehr schadet als ein Zuwenig. Dies ist ein Eingriff in das Kapitel Ein- und Umsetzen von Obstgehölzen, welchem ich einige Zeilen widmen möchte, da es sich meiner Meinung nach in diesem Falle nicht ausschließen lässt und bei Nichtbeachtung zu Irrtümern führen könnte.

Es wird zwar selten sein und für den Verkäufer in der Baumschule eine Mehrarbeit darstellen, aber wenn es nur irgendwie möglich ist, dann nehmen Sie, egal welchen Baum Sie pflanzen (nach Möglichkeit immer im Frühjahr), stets darauf Rücksicht wie das zu verpflanzende Objekt im "Grund steht", d.h. Sie sollten achten, daß Sie eine Pflanze erhalten, welche noch nicht ausgegraben bzw. eingeschlagen (vorbereitet zum Umpflanzen) wurde, welche also schon mindestens 1-2 Jahre an ihrem Standort (besser 2 Jahre) verblieben ist, denn nach ungefähr dieser Zeitspanne hat sich die Pflanze so "gedreht", daß sie dem Licht diejenige Seite zuwendet, welche dann infolge von erneutem Umsetzen wieder gleich der früheren Himmelsrichtung sein sollte. Um dies für alle verständlich darzustellen erkläre ich hier kurz warum dies so geschehen soll! Da die Sonne bekanntlich im Osten auf- und im Westen untergeht, werden die Stamm- und die Astteile, auch das frische im Jahr gewachsene Holz genau dem Sonnenverlauf entsprechend belichtet! Es ist bekannt, daß durch das Auftreffen von ultraviolettem Licht (nicht nur zur Hautbräunung) die Fruchtbarkeit von verholzenden Gewächsen gefördert wird, daß die fruchtbaren Augen großteils an der dem Sonnenlicht zugewandten Seite liegen. Wird jetzt aber der Baum "verkehrt"(verdreht) eingesetzt, dann muß die Pflanze (Baum) die Wertigkeit (Fruchtbarkeit der Knospen- Augen) - erneut ändern, was enorm viel Kraft und Energie verlangt. Sie kommt in eine Stresslage, bei der sie enorm viel umverteilen muß, diese Änderung bedingt einen sehr hohen "Verzehr" an Magnesium. Es ist daher unbedingt ratsam, bei neuen "Anlagen", aber auch bei Neupflanzungen eine "Düngung" mit langsam wirkenden Mg-Düngern (Mg-Karbonat) durchzuführen! Meistens ist es aber so, daß Sie die exakte Richtung in welcher die Pflanze gestanden hat, nicht mehr bestimmen können. Dies würde genau den Fall verursachen, da Sie nicht wissen, "wie sie (Pflanze) gestanden hat". Es gibt schon eine Möglichkeit, dies zu bestimmen. Lassen Sie sich die Stelle zeigten, wo die Pflanzen gestanden haben, bzw. stellen Sie die Himmelrichtung fest, an der großteils der Wind bläst. Dies wird in der Regel Westen sein, in dieser Richtung wird der Baum also trachten, seine Wurzeln verstärkt auszubilden, Für Sie heißt das im Klartext, daß Sie die stärkste Wurzel immer nach Westen richten und so den Baum einpflanzen um die optimalste Belichtung zu erhalten.

Nach diesem Ausflug in die 'Biologie der Obstgehölze“ wollen wir uns  wieder der Fruchtbarmachung des "Problembaumes " widmen. Sollte (dieser nach dem Binden im Folgejahr keine Blüten bringen, dann schneiden Sie den gebundenen Ast am Beginn der Biegung (ergibt Stummel zwischen 2o bis 5o cm Länge) schräg ab, achten Sie bitte unbedingt, daß Sie auf ein "Auge" schneiden, welches nach unten zeigt!! Dieser Schnitt führt in Folge zu starken Basisästen, welche Sie dann für den Aufbau einer unsymetrischen Kronenform benötigen, es erspart auch in späteren Jahren zum Großteil das Abstützen von tragenden Ästen, da diese dadurch sie kurz geschnitten, stark und gut verholzen und gegen Bruch relativ unempfindlich sind! Dies ist auch als pflegende Maßnahme zu sehen. Sollten, bedingt durch diesen Schnitt Stummelteile absterben, dann ist wie bei "einem Neuschnitt zu verfahren (nachschneiden, abflammen usw.) um die Wunde zu verschließen! Es gibt aber nicht nur Marillenbäume welche frisch gepflanzt werden, sondern die meisten sind" ältere Semester", welche einer Verjüngungskur dringend bedürften! Solche "Alten Herren" wollen Sie bitte ziemlich stark "hernehmen". Dies ist so zu verstehen, daß 5o % aller fein verzweigten Äste und Ästchen weg geschnitten werden. Damit reduzieren Sie den Blütenbestand, aber nicht oder nur unwesentlich den Ertrag, Sie gewähren dem "alten Baum" einen Überschuss an Assimilaten, er hat weniger Früchte in welche er die "Leistung einlagern kann". Er ist gezwungen, Neutriebe zu bilden, welche dringendst benötigt werden. Sie erhalten durch diese Maßnahmen verjüngte und vitale Pflanzen, welche auch gegen Krankheit und Frost verstärkte Resistenz zeigen und Sie mit herrlichen Früchten belohnen!

Eine Spezialität des Marillenbaumes ist - im Volksmund wird es als das "Schlagtreffen" bezeichnete, das überaschende Absterben eines Astes oder Baumteiles innerhalb eines oder ein paar Tagen. Nach herkömmlicher Methode steht man diesem Phänomen hilflos gegenüber und "harrt der Dinge, welche auf einen zukommen", daß dies aber nicht unbedingt notwendig ist, daß der Ast nicht vom "Schlag getroffen wird", ist relativ leicht zu erklären! Solch einem elementaren Ereignis geht immer eine Verletzung der Stammteile (Rinde) voraus, woraus dann ein Befall von tierischen Schädlingen resultiert, es tritt (muß nicht sein) Harzfluß auf, Tiere naschen vom süßen "Lebenssaft" und infizieren den Baum mit Pilzsporen oder Viren, denen sie meistens als Zwischenwirt dienen. So wird der Teufelskreis geschlossen und es bedarf Jahre um dieses Übel "in den Griff zu bekommen". Der weitaus größte Teil der Äste stirbt wegen einer Made (Vorstufe zum Schmetterling) ab, das Ei vorher wurde von einem Falter in Rindenporen und Porkenritzen gelegt
und nach dem Schlüpfen der Larve bohrt sich diese in den Ast und frisst sich rund herum, was zum Saftstau – zur Saftunterbrechung führt, der Ast erhält keine Flüssigkeit mehr er vertrocknet.

Schutzmaßnahmen: Jährliches Abflammen der Stämme bis zur Höhe der ersten Äste - der Stamm beginnt 2 - 3 cm unter der Erdoberfläche - und rechtzeitiges Behandeln des übrigen Geästes (Austriebsspritzung - giftfrei mit Speiseölzusatz oder geeigneten Pflanzenölen) mit den dafür vorgesehenen und erlaubten Mitteln. Genaue Daten zur "biologischen Austriebsspritzung" wollen Sie bitte im Anhang den TIPS entnehmen! Ist der Baum erkrankt, dann hilft nur sofortiges Ausschneiden bis zum gesunden Material, Abflammen und Verschließen zu dem Zeitpunkt wo Sie eine Veränderung bemerken, welche atypisch -unnormal - erscheint!
Schnittzeitpunkt: 1/3 Anfang his Mitte Dezember bei "älteren Semestern" bzw. 5o%ige Wegnahme von Fruchtholz bei erkennbarer Blütenknospe (Frühjahr). Jungpflanzen werden ausschließlich im Dezember geschnitten!

Schnitt Marille, geschätzt ca. 25 Jahre

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Austrieb und starker Wuchs durch obig dokumentiertem Rückschnitt

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Anhand dieser Bilder kann man erkennen, daß es meistens nicht notwendig ist, alte Bäume, welche noch einen „gesunden Stamm vorzeigen können“ zu fällen.
Man kann durch starken Schnitt zur richtigen Zeit sich die Arbeit des Neupflanzens – Ausgraben des alten Stumpfes, ersparen. Ein weiterer Vorteil ist auch der bereits vorhandene große Wurzelstock.

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